Erneuerbare Energie
Heizkörper fürs Eigenheim
Die Heizung im Haus wird durch erneuerbare Energie wie Sonne, Holz und Erdwärme optimal ergänzt. Kosten und Systeme im Vergleich
Die Heizperioden werden von Jahr zu Jahr teuer: Die Preise für Erdgas und Strom erreichen ein Allzeithoch. Auch Besitzer einer Ölheizung haben bis vor kurzem viel Geld in ihren Tanks versenkt. Doch sobald die Weltwirtschaft wieder Tritt fasst, ist es mit der Verschnaufpause beim Ölpreis schnell vorbei. Sparen bleibt aktuell. Hier haben Bewohner von Altbauten ein Problem. Mit dem Absenken der Raumtemperatur und einem dicken Pullover – wie vom Berliner Finanzminister Thilo Sarrazin empfohlen – ist es nicht getan. Sparen beim Heizen kann nur,wer zuvor in neue Technik investiert. Hier gilt es, mit einer ausführlichen Energieberatung zu ergründen, wo das Sparpotenzial des Hauses liegt. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist entscheidend. Der Austausch der alten Umwälzpumpe einer Heizung gegen ein energieeffizienteres Modell ist zum Beispiel eine Möglichkeit, mit relativ wenig Aufwand laufende Kosten zu senken. Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe bietet weitere Chancen.
Das neue „Wärmegesetz“ (EEWärmeG) fordert seit mehreren Jahren, beim Neubau eines Hauses regenerative Energien zu nutzen. Je nach Quelle sind bei Sonne, Holz, Erdwärme, Biogas und -öl verschiedene Mindestquoten vorgeschrieben. Solarkollektoren müssen 15 Prozent und Holzheizungen 50 Prozent zum Wärmebedarf eines Hauses beitragen. Eine bestimmte Technik ist nicht vorgegeben, sodass jeder Bauherr die für ihn beste Kosten-Nutzen-Variante wählen kann. Die Bundesregierung verspricht sich durch das Gesetz, die Abhängigkeit von Ölund Gasimporten zu senken und den Anteil erneuerbarer Energie an der Raumwärme und der Erzeugung von Warmwasser bis 2020 von zurzeit 7 auf 14 Prozent zu steigern.
Öl-Brennwertkessel
Öl-Brennwertkessel steigern die Energieausbeute. Während herkömmliche Niedertemperaturkessel nur den Heizwert des Öls nutzen, nutzt ein Brennwertkessel auch die heißen Abgase. Statt sofort im Schornstein zu entschwinden, werden sie über einen zweiten Wärmetauscher geführt und kühlen ab. Sobald die Abgastemperatur 47 Grad (bei Öl) unterschreitet, kondensiert der enthaltene Wasserdampf und setzt zusätzlich nutzbare Wärme frei. Beim Kesseltausch im Altbau müssen die Eigentümer gleichzeitig den Schornstein an die neue Technik anpassen. Da das Abgas relativ kalt ist, beschlägt saures Kondensat die Innenwände des Schornsteins. Ein alter gemauerter Zug würde schnell versotten. Deshalb muss ein säurefestes Material den Schacht auskleiden. Beim Ölkessel ist zudem eine Neutralisation nötig, bevor das Kondensat in den Kanal geleitet werden kann. Der Kessel „Vitoladens 300 C“ erreichte bei einem Vergleich aktueller Brennwerttechnik der Stiftung Warentest in der Kategorie „Energieeffizienz im Heizbetrieb“ die Note „Sehr gut“. Der Blaubrenner arbeitet auch im häufig benötigten Teillastbetrieb sparsam, schadstoff- und geräuscharm (Viessmann)
Gas-Brennwertkessel
Gas-Brennwertkessel funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die links beschriebenen Ölkessel. Auch hier wird dem Abgas Wärme entzogen. Wichtiger Unterschied: Beim Brennstoff Gas kondensiert der Wasserdampf im Abgas bereits bei 57 Grad und eine Neutralisation ist nicht nötig. Verschiedene Bauformen eröffnen eine große Bandbreite im Einsatz. Es gibt bodenstehende Kessel mit integriertem Warmwasserspeicher (sog. „Units“) bei kleinerem Bedarf oder mit größerem, nebenstehendem Speicher (wie beim Ölkessel). Große, separate Speicher empfehlen sich vor allem bei der Kombination mit Solarkollektoren. Daneben gibt es wandhängende Gasbrennwertkessel, die mit einem wandhängenden Speicher ausgerüstet sind, und sogenannte Wandthermen. Sie produzieren Warmwasser wie ein Durchlauferhitzer, sobald ein Wasserhahn geöffnet wird. Die Vielfalt erlaubt, Gasbrennwertkessel sehr platzsparend in Bad- und Küchennischen oder als Dachheizzentrale im Spitzboden eines Hauses zu montieren. Das Modell „ecoVIT VKK“ eignet sich gut für Modernisierungen. Durch spezielle Zuleitungen kann der Brennwerteffekt beim Anschluss eines nebenstehenden Warmwasserspeichers sogar doppelt genutzt werden (Vaillant).
Holz-Pelletkessel
Holz-Pelletkessel entwickelten sich in den letzten Jahren zum Renner bei alternativer Heiztechnik. Das Prinzip ist ausgereift: Pelletkessel bieten den gleichen Komfort wie Öl- oder Gas-Zentralheizungen. Automatische Fördersysteme transportieren den Brennstoff – aus Sägespänen gepresste Holzröllchen – in den Feuerraum. Nur die Asche muss regelmäßig entfernt werden. Der Energiegehalt von zwei Kilo Holzpellets entspricht einem Liter Heizöl. Für den Jahresvorrat benötigt ein Einfamilienhaus einen etwa fünf Quadratmeter großen Lagerraum im Keller oder einen vergleichbaren Erdtank im Garten. Im Altbau lässt sich auch der ehemalige Tankraum zum Pelletlager umbauen. Seit etwa einem Jahr gibt es Pelletkessel auch mit Brennwerttechnologie, die den Wirkungsgrad erhöht. Übrigens: Nach DIN-Norm geprüfte Pelletkessel (wie auch Kaminöfen) erfüllen strengste Abgaswerte und sind von der neuen Immissionsschutzverordnung (BImschV), die zur Zeit geplant wird, nicht betroffen. Der Holzkessel „Pellematic“ arbeitet automatisch. Den Pelletkessel gibt es auch für kleinste Leistungsbereiche (2–8 kW), wie sie im Niedrigenergiehaus benötigt werden (ÖkoFen).
Solarkollektoren
Solarkollektoren nutzen die Gratisenergie der Sonne für Warmwasser und Raumheizung. Sie ergänzen jede andere Heiztechnik und sind so erste Wahl für alle Neubauten, die seit 2009 zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen verpflichtet sind. Zwei Voraussetzungen müssen erfüllt sein: Die optimale Ausrichtung der Kollektoren nach Süden und ein großer Warmwasserspeicher, um die Solarenergie zu lagern, bis sie benötigt wird. Für einen 4-Personen-Haushalt empfiehlt sich ein Speicher von 350 Litern für sonniges Warmwasser und mindestens 800 Litern zur Unterstützung der Raumheizung. Zwei Kollektorformen gibt es: Flachkollektoren sind relativ preiswert und können auch als „Indachlösung“ die Eindeckung mit Dachziegel ersetzen. Vakuumröhrenkollektoren wiederum sind rund 30 Prozent teurer und entsprechend effektiver. Sie eignen sich, wenn ein hoher Ertrag bei kleiner Dachfläche gefordert ist. Beim 4-Personen-Haushalt rechnet man mit einer Kollektorfläche von ca. 6 m2 (Warmwasser) und ca. 10 m2 als Beitrag zur Raumwärmeversorgung. Der Flachkollektor „TopSon“ (oben rechts) schnitt beim Energieeffizienztest der Stiftung Warentest mit „Sehr gut“ ab. Der Röhrenkollektor liefert hohen Ertrag auf kleinstem Raum (Wolf).
Wärmepumpen
Wärmepumpen produzieren aus einer Kilowattstunde Strom das Drei- bis Fünffache an Heizenergie. Die eigentliche Energiequelle ist dabei solare Umweltwärme, die in der Außenluft oder in den oberen Schichten des Erdreichs gespeichert ist. Erdwärme kommt erst ins Spiel, wenn Grundwasser angezapft wird (das ist genehmigungspflichtig) oder Tiefbohrungen bis 100 Meter ins Erdreich vorgetrieben werden. Je nach Energiequelle werden Wärmepumpen unterschiedlich ausgelegt. Die einfachste Art ist die Luft-Wärmepumpe, deren Effizienz bei Minustemperaturen erkennbar sinkt. Sole-Wärmepumpen nutzen unterschiedlich tiefe Bohrungen oder ein Netz aus Wärmekollektoren, die unter der Frostgrenze im Garten vergraben sind. Solargestützte Wärmepumpen sind sehr effektiv, da sie den Sommer über Sonnenenergie im Boden, z. B. unter dem Fundament des Hauses einlagern und im Winter zum Heizen anzapfen. Jede Nutzung einer Wärmepumpe muss exakt geplant sein und viele Faktoren berücksichtigen: etwa Bauart und Wärmebedarf des Hauses, Kleinklima und Bodenbeschaffenheit. Die Sole-Wärmepumpe „TTF“ kann sowohl mit Tiefenbohrungen wie über eingegrabene Garten-Kollektoren mit Wärme versorgt werden (Tecalor).
Lüftungsanlagen
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sind – wie der Name sagt – keine Heizung. Sie fehlen deshalb in der Techniktabelle. Aber: In modernen, hoch gedämmten Häusern wird Lüftungstechnik immer wichtiger. Sie verhindert, dass kostbare Wärme durch manuelles Lüften verloren geht. Durch kontrolliertes Lüften sorgen sie für ein angenehmes, staub- und pollenfreies Raumklima. Bei zentralen Lüftungsanlagen im Neubau sind sämtliche Räume über Ab- oder Zuluftleitungen an das System angeschlossen. Die Abluft wird über einen sogenannten Kreuzwärmetauscher geführt, der die in der Abluft enthaltene Raumwärme auf die angesaugte Frischluft überträgt. Das senkt den Heizbedarf des Hauses um bis zu 60 Prozent. Allerdings liegen die Kosten mit etwa 9000 Euro auch relativ hoch. Daneben gibt es dezentrale Systeme, die für einzelne Räume gedacht sind. Seit kurzem werden sie auch mit Wärmerückgewinnung angeboten und kosten ab ca. 1200 Euro. Der Kreuzwärmetauscher des „Comfosystems“ reduziert den Energieverbrauch und sorgt für saubere staubwie pollenfreie Frischluft (Zehnder).
Kaminöfen
Kaminöfen verbreiten an Winterabenden Romantik im Raum. Dank neuer Entwicklungen können sie jetzt auch zum Heizen des ganzen Hauses beitragen. Spezielle Öfen wurden dazu mit einer Wassertasche ausgerüstet, die an den zentralen Pufferspeicher angeschlossen ist. Der Effekt: 50 bis 70 Prozent der Energie des Holzfeuers wird im Haus verteilt. Gut als Ergänzung für jene Haushalte, die preiswert Brennholz beschaffen können. Viel Komfort bieten wasserführende Kaminöfen, die statt Scheitholz kleine Holzpellets verbrennen. Sie verfügen über einen Tank, in den maximal ein Wochenvorrat Pellets passt. Eine Thermostatregelung zündet den Ofen, sobald es im Haus zu kühl wird. Solche automatischen Kaminöfen eignen sich als kurzfristig zuschaltbares Reservesystem für alle Niedrigstenergiehäuser, die auf eine Öl- oder Gasheizung vollständig verzichten. Die Preise der wasserführenden Kamin-/Pelletöfen liegen bei etwa 4000 bis 7000 Euro. Der Ofen „Momo“ (oben) macht mit seinem schlanken Design im Wohnzimmer eine gute Figur. Er wird mit Holzscheiten befeuert und verteilt seine Wärme zu 30 Prozent im Raum und zu 70 Prozent über den Pufferspeicher der Heizanlage im ganzen Haus (Wodtke).