Tapetenkunde Von der Rolle an die Wand
... und das geht heute kinderleicht. Wir erklären die beliebtesten Tapetenarten, wie sie verarbeitet werden – und freuen uns auf schöne Muster und Strukturen.
Die Oberflächen moderner Tapeten bestehen aus Papier, Vlies, Textilfasern oder Vinyl, fest verbunden mit einem Papier- oder Vliesträger. Dabei ist die Vliestapete eindeutig auf dem Vormarsch. Warum? Sie ist einfach anzubringen und lässt sich restlos wieder abnehmen.
Papiertapeten haben mindestens zwei Schichten. Die obere ist gestaltet, die untere dient als Trägermaterial und bleibt (bei spaltbaren Qualitäten) nach dem Ablösen auf der Wand. Die Verarbeitung ist nicht ganz einfach, dafür sind sie ökologisch und atmungs aktiv. Die Papiertapete wird eingekleistert und muss einweichen, dabei dehnt sie sich aus. Beim Trocknen an der Wand schrumpft sie und erhält den strammen, blasenfreien Sitz.
Vliestapeten haben einen Marktanteil von über 60 Prozent-Tendenz steigend. Der Grund: Ihre einfache Handhabung. Statt der Tapete wird die Wand eingekleistert. Da sich das reißfeste Vlies nicht verzieht, können Bahnen Stoß an Stoß geklebt und Überstände mit dem Cutter abgeschnitten werden. Bei der Renovierung lassen sich Vliestapeten einfach trocken abziehen.
Aufgeflockte Köpfe in ovalen Medaillons sind der Clou bei "Clarendon" ca. 180 Euro (Osborne & Little).
Textiltapeten bestehen aus zwei Komponenten: einer Trägerschicht aus Papier oder Vlies (siehe Einführung oben) und einem aufkaschierten Gewebe aus Woll-, Leinenoder Seidenfasern, das der Oberfläche eine sanfte Struktur gibt. Auch aufgeflockte Motive haben diesen 3D-Effekt, den wir beim Berühren spüren. Alle Textiltapeten müssen gelegentlich von Staub befreit werden.
Auf Vlies kaschiertes Leinen gibt „Zephyr“ den Naturlook, ca. 110 Euro/m bei B 130 cm (Omexco).
Struktur zum Streichen
Die bekannteste streichbare Wandbekleidung ist "Lincrusta“, ein geprägtes, linoleumähnliches Material, das Ende des 19. Jahrhunderts häufig Treppenaufgänge und Bibliotheken vornehmer Häuser schmückte. Es wird bis heute gern in strapazierten Bereichen eingesetzt. Moderne streichbare Beläge haben eine Nutzschicht aus Glasfaser, Kunststoff oder Vlies, in die Muster geprägt oder Strukturen aufgebracht sind. Als Trägermaterial ist Vlies aufgrund der angenehmen Verarbeitung beliebt. Nach dem Anbringen an die Wand können diese Tapeten in jeder Farbe gestrichen werden.
Lincrusta-Paneele wie "Edwardian Dado“ sind ein Job für Profis, Preis auf Anfrage (Essener).
Spezialgranulat lässt das Muster bei "Rollover Vision“ nach dem Streichen hervortreten, ca. 22 Euro (Erismann).
Die Fototapete
Die Fototapete erlebt ein Comeback! Allerdings nicht mit Sonnenuntergängen und Palmenstränden wie in den 1970er-Jahren, sondern mit über raschenden und verfremdeten Motiven (Abb. oben). Gedruckt wird meistens auf Zellstoffvlies, weil dieses Trägermaterial formstabil ist und Selbermacher die einzelnen Bahnen, aus denen ein großes Motiv besteht, wesentlich leichter zusammenfügen können. Auch eigene Bilder und Fotos lassen sich mit Hilfe von Digital druck auf Tapetenbahnen bringen, zum Beispiel bei: tapetenshop.de, juicywalls.com, fototapete.de, wand-beklebung.de und wallandimage.com.
Motivtapete "Lime Swim“ aus Acht Bahnen (je 100 x 140 cm), ca. 50 Euro (WandBeklebung).
Grossbild "Party Zoom“, H 275 x B 325 cm, 740 Euro (Tres Tintas).
Bedruckt
Bedruckt werden vor allem Tapeten mit glatten Oberflächen aus Papier, denn die haben eine besondere Farbbrillanz. Das Trägermaterial kann Papier oder Vlies sein. Beliebt sind grafische Muster, farbenfrohe Motive und Fotos (siehe Fototapete), die in unterschiedlichen Druckverfahren auf die Tapetenbahn aufgebracht werden. Der traditionelle Leimdruck, bei dem die Farben von einer rotierenden Musterwalze aufgedruckt werden, spielt immer noch eine große Rolle.
Papiertapete "Spiral“ mit grafischem Druck, ca. 70 Euro (Erica Wakerly).
Leimdrucktapete "Selene“ mit dem typischen Druckbild, das nach Handarbeit aussieht, ca. 110 Euro (Tapetenagentur).
Vinyl lässt sich strapazieren
Den vollflächigen PVC-Wandbelag auf einer Papier- oder Vliesträgerschicht gibt es häufig mit dreidimensionaler Prägestruktur, die durch eine zusätzliche Kunststoffschäumung entsteht. Dank der wasser- und scheuerbeständigen Oberfläche eignen sich Vinyltapeten gut für Küchen, Dielen und Bäder. Ganz leicht anzubringen sind sie allerdings nicht, Ungeübte sollten besser einen Fachmann beauftragen. Da Vinyltapeten eine geringere Durchlässigkeit für Wasserdampf haben, müssen die Räume öfter gelüftet werden.
Mosaik: Vinylwandbelag "Glass“, B 100 cm, ca. 230 Euro (Elitis).
Abwaschbare Tapete "Rasso“, ca. 50 Euro (Tapetenagentur).
Optische Täuschung
Diese Tapeten zeichnen sich durch eine dreidimensional gestaltete Oberfläche aus. Sie entsteht durch eine Deckschicht aus expandiertem Kunststoff, in die mit Heißprägung feine Verformungen eingearbeitet werden. Der Auftrag erfolgt im Siebdruck. Auch mineralische Füllstoffe lassen sich beimischen, dadurch ergibt sich eine naturgetreu nachempfundene Struktur, zum Beispiel von Leder, Holz, Beton oder Stein.
Lederoptik: "Big Croco“, ca. 130 Euro (Elitis).
Ziegelmauerlook: "Brix“, Ca. 15 Euro (Erismann).
Metall-Look
Dünne Aluminiumfolie auf einem Papier- oder Vliesträger ist Grundlage für die meisten Tapeten mit metallischem Glanz. Durch lasierende Farbschichten oder das Ätzen und Oxidieren der Oberfläche kommen die brillanten optischen Effekte zustande. Neben diesen aufwändigen Verfahren gibt es neue Techniken, mit denen glänzende Effektpigmente auf die obere Tapetenschicht gedruckt werden. Metalltapeten benötigen einen Spezialklebstoff, der Untergrund muss sehr gut vorbereitet sein.
Wie graviert wirkt das Muster von "Visions“, ca. 70 Euro (Marburg).
Glanzvolle Ornamente zieren "Stradivari“, ca. 55 Euro (Osborne & Little).