Individuell gestaltete Stadthäuser Raumwunder Reihenhaus
Nur 8 Meter breit, dafür aber 18 Meter tief sind diese Karlsruher Neubauten. Obwohl sie eine geschlossene Zeile ergeben, ist jedes individuell gestaltet. Je zwei Familien teilen sich fünf Geschosse. Das Ehepaar Dürr-Baurmann plante und bewohnt eines der modernen Stadthäuser und ließ uns einen Blick hineinwerfen. Plus Info „Townhouse“
Von ihrem Haus haben Susanne Dürr und Henning Baurmann Aussicht ins Grüne – auf der einen Seite in ihren kleinen Garten und auf der anderen auf den gegenüberliegenden Park. Dabei leben sie mitten in Karlsruhe. Kein Wunder, dass Passanten stehen bleiben und ihr Stadtwohnung bestaunen: Eine hausbreite und etagenhohe Verglasung verwandelt das schmale Gebäude in einen Schaukasten: „Wir haben es selbst entworfen und brauchten eine Lösung, um das 8 Meter breite, aber 18 Meter tiefe Haus mit viel Licht zu versorgen“, erklärt das Architektenpaar die Offenheit.
Es steht in einer geschlossenen Zeile mit sieben weiteren Häusern. Gemeinsam ist ihnen eine einheitliche Höhe, sonst sehen sie recht individuell aus: „Jeder setzte eigene Vorstellungen um, immer mit Rücksicht auf festgelegte Regeln“, erzählt Susanne Dürr. Denn die Bauherrengruppe, der die Stadt den Zuschlag für das brachliegende 2000-m2-Grundstück gab, einigte sich vorab auf Vorschriften, damit keines der Gebäude zu sehr aus der Reihe tanzt. Alle sind gleich hoch mit fünf Etagen. Betonsteinmauern trennen die Wohneinheiten. Zur Straße erlaubte man weder Balkone noch Vordächer, und die Fenster sollten Holzrahmen erhalten.
3-jährige Bauphase
Drei Jahre dauerte die Bauphase: „Jede Partei durfte mit den Materialien, Farben und Formen spielen. Und obwohl wir uns wöchentlich getroffen haben, waren die Ergebnisse immer wieder überraschend, sobald ein Gerüst abgebaut war“, erinnert sich Henning Baurmann.
Ihr Haus liegt fast in der Mitte der Riege. Sie bauten zusammen mit einer befreundeten Familie, die in die oberen beiden Etagen zog. „Da wir auch noch in 20 Jahren gut miteinander auskommen wollen, haben wir die Nutzung der Stockwerke so gewählt, dass man sich nicht stört.“ Wichtig, denn die Hausgemeinschaft teilt sich den zweiten Stock: Während es bei den einen dort tagsüber lebhaft zugeht, haben Baltus und Tonio, die Kinder des Architektenpaars, nachts die nötige Ruhe.
Der Eingang zur oberen Wohnung mit separatem Treppenhaus liegt rechts. Hinter der Haustür von Familie Dürr-Baurmann erschließt eine eigene Treppe die dreieinhalb Etagen. Die Familie nutzt den Garten und die Terrasse auf dem Vorbau Richtung Süden. Oben gibt es einen hausbreiten Balkon nach Norden und eine Sonnenterrasse zum Garten als Ersatz für die Grünfläche unten.
Die Räume im Keller werden von beiden gemeinsam genutzt. Beton an Wänden und Decke – Grau war die beherrschende Farbe im neuen Zuhause der Architektenfamilie. „Als wir eines Tages zur Baustelle kamen, hatten die Installateure gerade die Leitungsrohre mit grüner Dämmung ummantelt“, erzählt Henning Baurmann. Der Ton gefiel und, inspiriert von den orangefarbenen Schalterdosen, belebt das Duo Orange und Grasgrün nun die Fassade als getönte Scheiben sowie als Akzent bei Innentüren und Möbeln. Das Trendmaterial Beton ergänzen Naturmaterialien vom Schieferboden über Kieselsteine und Edelstahl bis zu Eichenholz.
Optimale Flächengestaltung
Auch die Fläche gestalteten die Planer optimal: Platzsparende, raumteilende Schiebeelemente statt der üblichen Türen und Einbauschränke mit Stauraum statt Wänden erhalten möglichst viel nutzbare Wohnfläche. Zudem entschieden sie sich für einzelne großzügige Bereiche, wie die hausbreite Küche, und für Blickachsen, die den Bau optisch weiten. „Durch den Lichthof kann man z. B. bis ins Büro meiner Frau gucken“, freut sich Henning Baurmann. Und auch die offene Treppe wirkt eher als Skulptur denn als Verbindungsweg.
Licht macht glücklich und bringt Wärme ins Innere. Vorhänge und Außenjalousien sowie Sonnensegel auf der Dachterrasse sorgen für ausreichend Schatten an heißen Sommertagen. Zusätzliche Kühlung garantieren Holzklappen in den oberen Etagen der Fassade: „Wir öffnen sie nachts zum Querlüften, so gelangt Frisch luft herein“, erklärt der Architekt. Nicht nur in diesem Punkt hat die Planung der zwei verschränkten Wohnungen auf engstem Raum funktioniert: „Von den Freunden und Nachbarn bekommen wir nur etwas mit, wenn wir es wollen. Wir verabreden uns sogar per Telefon zu einem Glas Rotwein auf der Terrasse!“
Daten & Fakten
- Haustyp: Stadthaus mit 2 Wohneinheiten
- Wohnfläche: 389 m2
- Nutzfläche: 91 m2
- Baukosten: ca. 500 000 Euro
- Primärenergiebedarf: 75 kWh/m2 im Jahr
- Planung: baurmann.dürr Architekten, Hirsch straße 120, 76137 Karlsruhe, Tel. 07 21/91 43 53 52, www.bdarchitekten.eu