Textil-Trends Die schönsten Stoffe des Jahres
Am Fenster tut sich was, denn ein frischer Wind bringt Bewegung in die Welt der Dekorationsstoffe. Tolle Ideen, technische Innovationen und verblüffend kombinierte Materialien wecken die Lust auf aktuelle Textilien, die jedes Fenster in eine Bühne verwandeln. ZUHAUSE WOHNEN erklärt Fachbegriffe und zeigt Top-Trends 2011.
„ELWOOD“ ist mehr Skulptur als Vorhang. Auf das feine Mischgewebe mit 13 % Polyester, das sich fast wie Papier anfühlt, werden mit der Hand quadratische Holzplättchen aus Ahornoder Nussbaumfurnier aufgenäht. Das bringt Dreidimensionalität und Dynamik an die Fenster. Sein Bruder „Elwin“ ist mit schmalen Holzstreifen bestückt. „Elwood“ gibt es in zwei Farben, Maße: 150 x 300 cm, ca. 590 Euro (Création Baumann).
„AMALFI“ aus 57 % Leinen und 43 % Baumwolle ist ein Seersucker, seine strukturierten Streifen entstehen durch unterschiedliche Spannung der Kettfäden, also der senk rechten Webfäden. Seersucker soll von einem alten Hindi-Begriff
„BRILLANT“ heißt der Damast aus Viskose (61 %), Baumwolle (25 %) und Seide (14 %). Die schillernden Damaste stammen aus China. „Brillant“ wird mit der „Fil-Coupé-Methode“ (etwa: abgeschnittener Faden) gewebt. Dabei werden zusätzliche Schussfäden, die waagerechten Webfäden, abgeschnitten, nachdem sie als Muster in den Stoff eingefügt wurden. Der reine Dekostoff sollte abgefüttert werden, denn die Seide – auch bei geringem Anteil – ist lichtempfindlich. Zudem muss er gereinigt werden. Es gibt ihn in fünf Farbstellungen, B 137 cm, ca. 174 Euro/m (Soleil Bleu).
„MUSIC“ ist reine Natur. Das edle Gewebe aus 100 % Leinen wurde mit silberfarbenem Lack bedruckt. Leinen ist wie Seide sehr lichtempfindlich, deshalb sollte ein Vorhang daraus, selbst aus Mischgewebe, immer abgefüttert werden. Die Leinen- bzw. Flachspflanze ist eine der ältesten Kulturpflanzen, im 12. und 13. Jahrhundert war Deutschland führend im Flachsanbau. Die Leinwandbindung – die einfache Grundbindung von Kette und Schuss wie bei einem Schachbrett – ist die älteste bekannte Webart. Den Dekostoff „Music“ gibt es in drei Farben, waschbar bei 30 Grad, B 145 cm, ca. 102 Euro/m (Chivasso).
„ATMOSPHERE 1010“ ist ein Taft aus 100 % Polyester mit schönem Farbverlauf und einem zarten Glanz. Tafte haben ein extrem dichtes Gewebe aus einem Endlosfaden, dem sogenannten Filamentgarn, das nur aus Seide oder Chemiefasern hergestellt werden kann. Den Stoff „Atmosphere“ gibt es in acht Farbverläufen, er darf bei 30 Grad gewaschen werden. B 300 cm, ca. 79 Euro/m (Ado).
„NEST“ hat ein grobes Gittermuster aus aufgenähten Satinbändern, die an die stabile Struktur eines Vogelnests erinnern sollen. Er ist zu 100 % aus Polyester darf bei maximal 30 Grad mit der Hand gewaschen werden. Weil „Nest“ äußerst strapazierfähig ist, kann er auch als Bezugstoff für Sofas, Sessel und Stühle genutzt werden. In sechs Farben, B 150 cm, ca. 123 Euro/m (Zimmer + Rohde).
„TOSCA“ bietet seine stilisierten Rosenblüten in drei Farbkombinationen: Creme/Beige, Pink/Grün oder Orange/Grün. Der Polyesterstoff (100 %) hat einen schillernden Organzafond. Organza nannte man ursprünglich nur Seidenstoffe mit schlichter Leinwand bindung, bei der sich Kette und Schuss wie auf einem Schachbrett kreuzen. Heute bezeichnet man auch Kunstfaserstoffe so. „Tosca“, B 300 cm, ca. 64 Euro/m (Gardisette).
„IMPRESSIONA“ macht als Raffrollo, Store oder Flächenvorhang besonders viel Eindruck. Der papierähnliche Stoff wird im Kettdruck hergestellt, das heißt, die Kettfäden werden bereits vor dem Weben mit einem Muster bedruckt. Beim Verweben verzieht sich das Muster dann und bewirkt einen „Ikat-Effekt“, das ist die geflammte Optik. „Impressiona“ gehört zur Serie „Pure Perfection“, ist aus Polyester (100 %), kann mit der Hand gewaschen werden, B 300 cm, ca. 197 Euro/m (Nya Nordiska).
„RIVA“ wird auf einer drei Meter breiten Jacquardmaschine aus 95 % Polyester und 5 % Polyamid gewebt. Die Jacquardmethode wurde 1805 von dem Lyoner Seidenweber Joseph-Marie Jacquard entwickelt, dabei wird jeder Kettfaden einzeln gesteuert. So wurden großflächige Muster möglich. „Riva“ wird zusätzlich nach der Scherli-Methode beschnitten, dies bedeutet, das der eingewebte Effektfaden abgeschnitten wird und als kurze Franse vorsteht. Dadurch entsteht die Tiefenwirkung. „Riva“ gibt es in fünf Farben und ist waschbar, ca. 75 Euro/m (Apelt).
„FLORA“ ist ein Mischgewebe aus 80 % Viskose und 20 % Polyester, bei dem ein Muster ausgebrannt wurde. Ausbrenner nennt man Mischgewebe aus pflegeleichten Kunstfasern und natürlichen Zellulose garnen. Nach dem Weben werden Chemikalien aufgetragen, die dann die Zellulose wegätzen. Da durch ist der Fond aus Polyester transparent, das Muster aus Zellulose und Polyester undurchsichtig. Flora gibt es nur in Weiß, er sollte gereinigt werden, B 280 cm, ca. 57 Euro/m (Saum & Viebahn).
„MACBETH“ macht Ihr Wohnzimmer zum Theater. Der Stoff hat einen dramatischen Metalleffekt, weil das Garn zum Teil mit einem transparenten Faden umwunden ist. Er wurde mit Waffelbindung, ähnlich dem Waffelpiqué, gewebt und hat deshalb eine reliefartige Oberfläche. Macbeth besteht aus Polyester (86 %) und Polyamid (14 %) und ist nicht als Bezugstoff geeignet. Er darf mit der Hand gewaschen werden. In fünf Farben, B 147 cm, ca. 129 Euro/m (Christian Fischbacher).
„FOLD“ ist glamourös. Ulf Moritz, der innovativste deutsche Textildesigner, hat sich etwas Außergewöhnliches einfallen lassen: Zwei Lagen schwarzer Tüll werden in einem 5 x 5 cmgroßen Raster aufeinandergenäht. So entstehen Taschen, in die per Hand halbtransparente, silberne oder bordeauxrote Plastikplättchen eingelegt werden. Dieser Stoff wirkt drei dimensional und irisierend. Am schönsten sieht er als Flächenvorhang aus. „Fold“ bietet Sichtschutz und Durchblick zugleich, er muss gereinigt werden. B 150 cm, ca. 174 Euro/m (Sahco Hesslein).
Buchtipp:
Jörg Baumann, der ehemalige Chef des Textil- Verlags Création Baumann, hat sich anlässlich des 125-jährigen Firmenjubiläums mit der Entwicklung des Textildesigns beschäftigt und daraus ein Buch gemacht: Alles verwoben. Die Welt der Dekorationsstoffe. Geschichte und Geschichten, 144 S., 49 Euro (Creavis Verlag).
Stoffausstellung:
Über 30 000 textile Objekte von der Antike bis zur Gegenwart sind im Besitz des Textilmuseums Krefeld, das schon 1880 gegründet wurde. Das Haus ist nur zu Ausstellungen geöffnet und zeigt dann Teile der eigenen und fremder Sammlungen. Andreasmarkt 8, 47809 Krefeld, Telefon 0 21 51/9 46 94 50, www.krefeld.de/textilmuseum
„NEST“ hat ein grobes Gittermuster aus aufgenähten Satinbändern, die an die stabile Struktur eines Vogelnests erinnern sollen. Er ist zu 100 % aus Polyester darf bei maximal 30 Grad mit der Hand gewaschen werden. Weil „Nest“ äußerst strapazierfähig ist, kann er auch als Bezugstoff für Sofas, Sessel und Stühle genutzt werden. In sechs Farben, B 150 cm, ca. 123 Euro/m (Zimmer + Rohde).