Architektur Mit wenig Geld zum Traumhaus
Bauherren, die selbst Hand anlegen, sparen so manchen Euro. Familie Lober aber zeigt, wie sich auch mit präziser Planung und cleverer Architektur ein niedriges Budget einhalten lässt.
Eine Reportage über die „documenta 12“ im Jahr 2007 in Kassel brachte Martin Lober auf die Idee, seinen Traum vom eigenen Haus doch zu verwirklichen. Er erfuhr damals vom „Karlsaue-Pavillon“, einer Ausstellungshalle, die später wieder abgebaut wurde. Warum, fragte sich der Verfahrenstechniker, sollte das dort genutzte Prinzip standardisierter Elemente der Industrie- und Glashausarchitektur nicht auf den Bau eines eigenen Wohnhauses zu übertragen sein? Und könnten so nicht auch die Kosten deutlich gesenkt werden?
Low-Cost-Haus
„Mit der Idee erntete ich bei Architektengesprächen anfangs nur ein verwundertes Kopfschütteln“, erzählt Martin Lober. „Erst als ich die Architekten vom Büro Zink-Küsters kennenlernte, stieß ich auf ein Team, das von meinen Vorstellungen hellauf begeistert war.“ Seine Erfahrung zeigt ganz gut, dass private Bauherren bei der Suche nach ihrem Architekten auch darauf achten sollten, ob man tatsächlich ähnliche Ideen verfolgt.
Der richtige Partner an der Seite
Referenzobjekte verschiedener Büros und ausführliche Gespräche mit den jeweiligen Architekten helfen zukünftigen Hausbesitzern, den richtigen Planer zu finden. Das Ganze gilt aber auch umgekehrt, wie Architekt Hans-Wilhelm Küsters betont: „Ich muss auch einen Bauherrn finden, der sich auf ungewöhnliche Wege einlässt und die Ästhetik industrieller Bauelemente akzeptiert, wie zum Beispiel ein Dach aus Trapezblech.“
Kalkulation der Kosten
Folglich begann die Planung mit ausführlichen Gesprächen, in denen Anika Semeth und Martin Lober das Budget auf 250 000 Euro inklusive Grundstück begrenzten.
Erst als ein passender Bauplatz gefunden war, stand der Rahmen von 200 000 Euro für das Gebäude fest. Die sollten dann noch unterboten werden, um auch Nebenkosten wie den Notar und die Erschließung des Grundstücks zu bezahlen.
Sparmaßnahmen sinnvoll kombinieren
Ein Stauraum hinterm Carport ersetzt den teuren Keller. Hinzu kommt, das Hans-Wilhelm Küsters für viele Gewerke wie Fenster, Dach oder Bodenbeläge verschiedene Varianten ausschreibt. Das ist zwar aufwändiger, aber nur so lassen sich Spareffekte finden, die bei der Vorgabe einer bestimmten Lösung vielleicht nicht realisierbar gewesen wären.
„Die endgültige Festlegung der Details und Materialien erfolgt dann erst nach den Ausschreibungen“, erklärt der Architekt. Die Hausherrin ergänzt: „Der Vorteil war, dass wir kein fixes Bild hatten, sodass uns bis heute viele Details begeistern.“ Unterm Strich hat sich diese Strategie gelohnt. Die Familie hielt ihr Budget ein und bekam, wie gewünscht, ein Haus in moderner Architektur. „Anfangs bin ich manchmal erschrocken, wie beim Linoleumboden, da dachte ich eher an Schulflure“, sagt Anika Semeth, „aber heute sind wir froh über diesen Boden, auf dem man so schön barfuß laufen kann.“